Produktives Denken und das Unbewußte

Sie benötigen die Ratio, um ein Problem zu analysieren und die Aufgabe zu stellen.
Die Lösung ist aber immer ein unbewußter Vorgang, etwas, was en passant, quasi zufällig kommt.
 
Produktives Denken ist das Lösen eines Prinzips aus seiner ursprünglichen Gebundenheit und seine überraschende Anwendung in einem neuen Zusammenhang: unmittelbar klar, daß das auch mit Zulassen zu tun hat. Ohne Intuition wird das Denken starr, utilitaristisch, bestätigt sich ab einem gewissen Punkt immer wieder selbst. Große Wissenschaftler haben immer ihre Inspiration betont.
 
Unbewußt -wir sagen lieber intuitiv- verläuft weitgehend sogar jene Tätigkeit, die wir für unsere bewußte Geisteshaltung par excellence halten. Das -denkerische- Problemlösen.
Immer wieder haben große, originelle Denker beschrieben, wie ihnen langgesuchte Lösungen plötzlich, nebenbei, ohne Anstrengung, eingefallen sind.
 
Der Mathematiker Poincare: 'Wegen der Reiserei hatte ich meine mathematische Arbeit vergessen. Bei der Ankunft in Coutances nahmen wir einen Bus. In dem Moment, als ich einen Fuß auf das Trittbrett setzte, kam mir, ohne daß ihr irgend etwas den Weg bereitet hätte, die Idee, daß die Transformationen, die ich zur Definition der Fuchs`schen Funktionen verwandt hatte, identisch mit denen der nicht euklidischen Geometrie waren.' ...
 
Es scheint also, als ob das Unbewußte die Lösung quasi über Nacht bereitgestellt (hätte), die mit dem Bewußtsein bestellt worden ist und dieser intellektuelle Prozeß stark vom Unwillkürlichen abhinge.
Ein produktives Denken muß sich demnach durch ein bestimmtes Verhältnis logisch/analytischer und intuitiver Funktionen auszeichnen.
 
Intuition teilt sich oft als Gefühl mit, und ihr Auftreten hängt mit bestimmten emotionalen Grundtönungen der Situation - seien diese bloße Entspannung oder komplexe bildhafte Zusammenhänge, die nur gemeinsam mit der emotionalen Grundfärbung behalten werden- zusammen.
 

(Tatsächlich sind Patienten mit der sehr seltenen Urbach Wiethe Krankheit, in der die Speicherung bestimmter affektiver Zustände zerstört ist nicht fähig persönliche Erfahrungen zu bilden und zu lernen.)

Wie dominant und allgegenwärtig die unbewußte Einflußnahme auf das Alltagsleben ist, möchte ich mit einem Experiment aus der Neurophysiologie illustrieren.

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